Der Partner by John Grisham

Der Partner by John Grisham

Autor:John Grisham [Grisham, John]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 9783455024975
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 1994-01-02T00:00:00+00:00


23

Patrick saß mit freiem Oberkörper auf dem Bett und schaute sich bei heruntergelassenen Jalousien »Jeopardy« an. Eine Stehlampe erleuchtete nur spärlich den Raum »Setzen Sie sich dorthin«, sagte er zu Karl und deutete auf das Fußende seines Bettes. Er wartete ab, bis Karl die Brandwunden auf seiner Brust gesehen hatte, dann streifte er rasch ein T-Shirt über. Das Laken reichte ihm bis zur Taille.

»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte er. Er schaltete den Fernseher aus, und im Zimmer wurde es noch dunkler.

»Ziemlich üble Brandwunden«, sagte Karl, während er sich, so weit weg von Patrick wie möglich, auf der Bettkante niederließ. Dieser zog die Knie an. Unter dem Laken wirkte er noch immer erbärmlich mager.

»Es war schlimm«, sagte er mit um die Knie geschlungenen Händen. »Der Doktor sagt, die Heilung mache gute Fortschritte. Aber ich muss noch eine Weile hierbleiben.«

»Damit habe ich kein Problem, Patrick. Niemand schreit danach, Sie ins Gefängnis zu überführen.«

»Noch nicht. Aber ich wette, die Presse wird bald damit anfangen.«

»Keine Sorge, Patrick. Diese Entscheidung wird von mir getroffen werden.«

Er wirkte erleichtert. »Danke, Karl. Sie wissen, das Gefängnis würde ich nicht überleben. Sie kennen es.«

»Und was ist mit Parchman? Dort ist es noch hundertmal schlimmer.«

Es folgte eine lange Pause, in der Karl sich wünschte, diese Worte zurücknehmen zu können. Sie waren spontan gewesen - und grausam. »Tut mir leid«, sagte er. »Das war unangebracht.«

»Ich würde mich eher umbringen, als dass ich nach Parchman gehe.«

Daraus kann ich Ihnen keinen Vorwurf machen. Lassen Sie uns von etwas Erfreulicherem reden.«

»Sie können diesen Fall nicht behalten, stimmt's, Karl?«

»Nein. Selbstverständlich nicht. Ich muss ihn aus Gründen der Befangenheit abgeben.«

»Wann?«

»Sehr bald.«

»Wer wird ihn bekommen?«

»Entweder Trussel oder Lanks, vermutlich Trussel.« Karl musterte ihn eindringlich. Patrick wich seinem Blick aus. Karl erwartete ein vielsagendes Flackern der Augen, ein Grinsen, einen Lachanfall, erwartete, dass Patrick seinen Gefühlen endlich freien Lauf ließ und sich mit seinen Eskapaden brüstete. »Nun komm schon, Patrick«, hätte Karl gern gesagt. »Heraus mit der Sprache. Erzähl mir die ganze Geschichte.«

Aber dessen Augen waren in weite Ferne gerichtet. Das war nicht der Patrick, den er von früher her kannte.

Karl fühlte sich zu einem Versuch gedrängt. »Wo haben Sie dieses Kinn her?«

»Ich habe es in Rio gekauft.«

»Und die Nase?«

»Gleicher Ort, gleiche Zeit. Gefällt sie Ihnen?«

»Sie steht Ihnen.«

»In Rio gibt es an jeder Straßenecke einen Drive-thru für plastische Chirurgie.«

»Ich habe gehört, dort gibt es auch Strände.«

»Phantastische Strande.«

»Haben Sie dort Frauen kennengelernt?«

»Ein paar.«

Das Thema Sex hatte bei Patrick nie eine große Rolle gespielt. Es machte ihm Spaß, einer attraktiven Frau einen langen, bewundernden Blick zuzuwerfen, aber soweit Karl wusste, war er Trudy während der Zeit seiner Ehe immer treu gewesen. Einmal, es war auf einem Jagdausflug hatten sie Vergleiche zwischen ihren Ehefrauen angestellt. Patrick hatte zugegeben, dass es eine Herausforderung war Trudy auf Dauer zu befriedigen.

Eine lange Pause folgte, und Karl spürte, dass Patrick nicht der Sinn nach Reden stand. Die Minuten verrannen Karl war gern gekommen, sogar glücklich, seinen Freund wiederzusehen, aber er konnte nicht ewig in einem dunklen Zimmer sitzen und die Wände anstarren.

»Hören Sie, Patrick, da ich Ihren Fall nicht verhandeln werde, bin ich nicht als Ihr Richter hier.



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